Was sind chronische Schmerzen?

Schmerzen sind normalerweise ein Warnsignal des Körpers und klingen in der Regel nach kurzer Zeit wieder ab. Doch manchmal bleiben sie – auch nachdem die ursprüngliche Ursache längst verschwunden ist. Schmerzen, die über einen Zeitraum von mehr als drei bis sechs* Monaten bestehen oder immer wieder auftreten, werden daher als chronische Schmerzen bezeichnet.
Im Gegensatz zu akuten Schmerzen, die eine direkte Reaktion auf eine Verletzung oder Erkrankung sind, haben chronische Schmerzen hingegen oft keine eindeutige Ursache mehr. Sie können ihre Warnfunktion verlieren und sich zu einer eigenständigen Erkrankung entwickeln, die den Alltag und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt.
Typische Kennzeichen chronischer Schmerzen sind:
- Anhaltende oder wiederkehrende Schmerzen über einen langen Zeitraum
- Einschränkungen in Bewegung, Schlaf oder Stimmung
- Mögliche Begleiterscheinungen wie Erschöpfung, Reizbarkeit oder Konzentrationsprobleme
Chronische Schmerzen können in verschiedenen Formen auftreten – sei es in Form von Kopf- und Rückenschmerzen oder auch in Form von Nervenschmerzen sowie Schmerzen bei rheumatischen Erkrankungen. Daher kann eine frühzeitige, ganzheitliche Behandlung helfen, die Schmerzen zu lindern und den Alltag wieder lebenswerter zu machen.
Therapieansatz für chronische Schmerzen
Wichtig bei der Behandlung von chronischen Schmerzen ist ein ganzheitlicher Ansatz, da die Schmerzen oft nicht mehr nur eine körperliche Ursache haben, sondern auch durch das Nervensystem, psychische Faktoren und Verhaltensmuster aufrechterhalten werden.
Medikamentöse Behandlung
Wenden Sie sich an Ihren behandelnden Arzt, wenn Sie medikamentös eingestellt werden möchten. Dies sollte bestenfalls von einem Facharzt durchgeführt und begleitet werden.
Physiotherapie & Bewegungstherapie
Gezielte Übungen stärken die Muskulatur und verbessern die Beweglichkeit. Manuelle Techniken wie Massagen lockern Verspannungen, während Wärme- oder Kältetherapie die Schmerzen lindern kann.
Psychologische Ansätze
Mentale Strategien helfen, den Schmerz besser zu bewältigen. Verhaltenstherapie kann negative Denkmuster verändern, während Entspannungstechniken und Biofeedback die Körperwahrnehmung verbessern.
Ergänzende Behandlungsmethode – Gleichstromstimulation (tDCS) zur Unterstützung der Therapie
TDCS wird als Methode zur Unterstützung bei der Behandlung chronischer Schmerzen eingesetzt. Dabei wird ein schwacher elektrischer Strom über Elektroden auf die Kopfhaut geleitet, um die Aktivität spezifischer Gehirnregionen zu modulieren, die an der Schmerzverarbeitung beteiligt sind. Besonders der primäre motorische Kortex (M1) steht im Fokus, da er über seine Verbindungen zu tieferen Hirnregionen wie dem Thalamus und der Insula direkt in die Schmerzregulation eingreift.
Studien zeigen, dass chronische Schmerzen häufig mit einer veränderten kortikalen Erregbarkeit und einer Dysbalance zwischen erregenden und hemmenden Netzwerken im Gehirn einhergehen. tDCS kann diese Fehlregulation beeinflussen, indem es die plastischen Eigenschaften des Gehirns fördert:
- Anodale (anregende) Stimulation kann dazu beitragen, die Aktivität in unteraktiven Arealen zu steigern und die körpereigene Schmerzhemmung zu fördern
- Kathodale (dämpfende) Stimulation kann helfen, überaktive Schmerznetzwerke zu regulieren und die Übererregbarkeit zu verringern.
Die Modulation der Hirnaktivität kann zu einer veränderten Signalverarbeitung im zentralen Nervensystem führen und infolgedessen in vielen Fällen zu einer Verringerung der Schmerzintensität sowie einer Verbesserung der funktionellen Einschränkungen.
TDCS wird häufig als Ergänzung zu anderen Behandlungsansätzen wie Physiotherapie, medikamentöser Therapie oder psychologischen Verfahren eingesetzt, wodurch folglich die Effektivität der Behandlung oft gesteigert wird. Die Behandlung ist nicht-invasiv, gut verträglich und kann langfristig dazu beitragen, die Lebensqualität von Menschen mit chronischen Schmerzen zu verbessern.
tDCS bei chronischen Schmerzen
Besonders bei chronischen Schmerzen, die oft mit komplexen neuronalen Veränderungen verbunden sind, kann tDCS als ergänzende Methode zu herkömmlichen Behandlungsmethoden eingesetzt werden.
* Russo, C. M., & Brose, W. G. (1998). Chronic pain. Annual review of medicine, 49(1), 123-133.