Migräne – Mehr als nur Kopfschmerz

Migräne ist eine neurologische Erkrankung, die weit über gewöhnliche Kopfschmerzen hinausgeht. Sie tritt in wiederkehrenden Anfällen auf und kann daher den Alltag erheblich beeinträchtigen.

Während eines Migräneanfalls kommt es zu komplexen Veränderungen im Gehirn. Dabei weisen Betroffene eine gesteigerte Erregbarkeit der Großhirnrinde auf, insbesondere in Bereichen, die für die Schmerzverarbeitung zuständig sind. Zudem sind Netzwerke, die Schmerz hemmende Mechanismen steuern, oft in ihrer Funktion eingeschränkt.

Auch eine Dysregulation von Botenstoffen wie Serotonin und eine veränderte Durchblutung des Gehirns spielen dabei eine Rolle.

Typische Kennzeichen einer Migräne sind:

  • Einseitige, pulsierende Kopfschmerzen mit mittlerer bis hoher Intensität
  • Verstärkung der Schmerzen bei körperlicher Aktivität
  • Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen oder Licht- und Geräuschempfindlichkeit
  • Eventuell vorangehende Aura mit Sehstörungen, Taubheitsgefühlen oder Sprachproblemen

Migräne kann verschiedene Auslöser haben, darunter Stress, Schlafmangel, hormonelle Veränderungen, bestimmte Nahrungsmittel oder Wetterumschwünge, wobei diese individuell variieren können. Eine frühzeitige und ganzheitliche Behandlung kann helfen, die Häufigkeit und Intensität der Anfälle zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern.

Medikamentöse Behandlung

Wenden Sie sich an Ihren behandelnden Arzt, wenn Sie medikamentös eingestellt werden möchten. Zur Akutbehandlung stehen verschiedene Schmerzmittel sowie spezifische Migräne-Medikamente wie Triptane zur Verfügung. Zur Vorbeugung können Betablocker, Antikonvulsiva oder CGRP-Antikörper eingesetzt werden.

Physiotherapie & Bewegungstherapie

Regelmäßige Bewegung und gezielte physiotherapeutische Maßnahmen können helfen, Verspannungen zu lösen und die Häufigkeit der Anfälle zu verringern. Entspannungsübungen und sanfte Sportarten wie Yoga oder Schwimmen sind besonders empfehlenswert.

Psychologische Ansätze

Mentale Strategien können helfen, mit der Migräne besser umzugehen. Verhaltenstherapie unterstützt dabei, individuelle Auslöser zu erkennen und zu vermeiden. Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung oder Meditation können helfen, Stress als Triggerfaktor zu reduzieren.

Wichtig bei der Behandlung von Migräne ist ein umfassender Ansatz, da die Erkrankung sowohl durch neurologische Mechanismen als auch durch Lebensstilfaktoren beeinflusst wird.

Alternative Behandlungsmethode bei Migräne – Gleichstromstimulation

tDCS ist eine vielversprechende Methode zur Behandlung von Migräne. Dabei wird ein schwacher elektrischer Strom über Elektroden auf die Kopfhaut geleitet, um die Aktivität spezifischer Gehirnregionen zu modulieren, die an der Schmerzverarbeitung beteiligt sind. Besonders der dorsolaterale präfrontale Kortex (DLPFC) und der primäre motorische Kortex (M1) stehen im Fokus, da sie in die Schmerzwahrnehmung und -hemmung eingreifen.

Studien zeigen, dass Migräne mit einer veränderten kortikalen Erregbarkeit und einer Dysbalance zwischen erregenden und hemmenden Netzwerken im Gehirn einhergeht. tDCS kann diese Fehlregulation beeinflussen, indem es die plastischen Eigenschaften des Gehirns nutzt:

  • Anodale (anregende) Stimulation kann die Aktivität in unteraktiven Arealen steigern und somit die körpereigene Schmerzhemmung verbessern.
  • Kathodale (dämpfende) Stimulation kann überaktive Netzwerke dämpfen und dadurch eine Übererregbarkeit reduzieren.

Diese Modulation kann zu einer veränderten Signalverarbeitung im zentralen Nervensystem führen, wodurch Betroffene oft eine Verringerung der Anfallshäufigkeit und -intensität sowie eine Verbesserung ihrer funktionellen Einschränkungen erfahren.

tDCS wird häufig als Ergänzung zu anderen Behandlungsansätzen wie medikamentöser Therapie, Physiotherapie oder psychologischen Verfahren eingesetzt. Die Behandlung ist nicht-invasiv, gut verträglich und kann langfristig dazu beitragen, die Lebensqualität von Menschen mit Migräne zu verbessern.

tDCS bei Migräne

Besonders bei wiederkehrenden Migräneanfällen, die mit einer veränderten Schmerzverarbeitung im Gehirn in Verbindung stehen können, bietet tDCS eine vielversprechende Möglichkeit, die herkömmliche Behandlung zu unterstützen und die Anfallshäufigkeit potenziell zu reduzieren.

* Russo, C. M., & Brose, W. G. (1998). Chronic pain. Annual review of medicine49(1), 123-133.